Einsatz statt System

Felix Magath schien nach dem knappen 3:2 Sieg in Leverkusen gut gelaunt zu sein. „Wir, der FC Bayern, kommen zurück und sind auf dem Weg, die Alten zu werden“, sagte der Bayern-Trainer. Er sprach damit die seit langem vermisste Fähigkeit an, ein verloren geglaubtes Spiel doch noch wenden zu können.

Die Grundvoraussetzung dafür – Einsatz, Leidenschaft und Moral – hatte die Mannschaft beim letzten Auswärtsspiel auf Schalke noch angedeutet, dann aber gegen Hannover 96 gänzlich vermissen lassen. Das es gegen Leverkusen dann doch noch gelungen ist, nach einem Rückstand in der 80. Minute das typische Phlegma abzuschütteln und binnen drei Minuten die Partie zu drehen, gibt etwas Hoffnung für die kommenden Aufgaben. Die Mannschaft zeigte Reaktion und scheint intakt zu sein.

Wie schon öfter erwähnt, ist diese Saison mit dem aktuellen Kader IMHO nur etwas zu bewegen, wenn sich die Mannschaft 100%ig einbringt, den Zweikämpfen auf dem Platz stellt, Laufbereitschaft, sowie dem Gegner die typisch einschüchternde – selbstbewusste statt selbstverliebte – „Bayern Arroganz“ zeigt. Ganz nach dem Motto: „Ihr könnt spielen wie ihr wollt – wir gewinnen sowieso!“.

Doch bei aller Freude über die späten 3 Punkte und den Ausrutscher der Norddeutschen: Der Sieg in den Schlussminuten war ein gewaltiger Kraftakt. Spielerische Leichtigkeit oder sogar „Spaßfussball“ (Rummenigge) war nicht im Ansatz zu erkennen. Die „Schwachstelle“ im zentralen Offensiven Mittelfeld wurde von Magath mit Schweinsteiger besetzt, der sich dort aber über die gesamte Spielzeit hinweg schwach präsentierte (Kicker Note 4,5). Aber noch schlimmer: Die Mannschaft verfiel von Beginn der zweiten Hälfte an bis zum Rückstand, in diesen merkwürdigen, lethargischen Zustand, dem Sie beispielsweise diese miese erste halbe Stunde auf Schalke, oder weite Strecken des Spiel gegen Wolfsburg zu „verdanken“ hatte.

Diesen „Dämmerzustand“ gilt es in Zukunft zu vermeiden, am besten schon am Samstag gegen den auswärtsstarken Tabellenführer und Magaths Ex-Verein VfB Stuttgart, sonst setzt es die nächste Saison- bzw. Heimniederlage. Damit wäre es dann keine 9 Punkte, wie letztes Wochenende befürchtet, sondern „nur“ sieben, aber auch das wären (für die bayrische Fußballseele) sieben zuviel.