Bayrische Phantomschmerzen

Die Aussicht auf das jetzige Wochenende ohne Bundesligaspieltag sollte einen Bayern-Grantler wie mich ja eigentlich beruhigen, denn keine Bundesligaspiele am Wochenende, bedeuten auch keinen Grottenkick des FC Bayern München, den ich aufgrund der spielerischen Armut nur unter Schmerzen ertragen könnte. Doch trotz Länderspielpause fühle ich die typisch sonntäglichen Nachschmerzen.

Es sind die Nachwirkungen der 0:1 Niederlage in Wolfsburg. Der Auftritt des Rekordmeisters letzte Woche war dermaßen schlecht, dass ich mir heute noch beim Anblick der plan- und ideenlosen Spielzüge aus der zweiten Halbzeit, wenig mehr als ein Kopfschütteln übrig bleibt.

Das wahrhaft beängstigende bei diesem Ballgeschiebe war nicht mal das Ergebnis an sich, sondern die bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison deutlich erkennbare Tendenz dass wir uns gegen sehr defensiv eingestellte Gegner, schwerer tun werden als die Jahre zuvor. Die Schuld allerdings gleich bei den Stürmern zu suchen ist allerdings ein Holzweg, denn es liegt ja nicht daran, dass die Angreifer reihenweise Chancen vergeben würden – wir schaffen es nicht einmal, uns überhaupt Einschussmöglichkeiten zu erarbeiten!

Nun war es die letzten Jahre auch nicht so, das man solche Mannschaften regelmäßig mit schnellem, gradlinigem Spiel nach vorne zerlegte, doch immer produzierte das Mittelfeld genug Torchancen für einen Elber, Pizarro, Makaay oder eben Michael Ballack um mit 1:0 in Führung zu gehen. Gerade letztgenannter hat sich auch dadurch hervorgetan, dass er oft das wichtige 1:0 gemacht hat. Somit musste der Gegner dann aufmachen und die Bayern hatten Platz für ihre Konter.

Momentan haben wir aber weder einen Ballack, noch einen anderen Spielmacher der uns durch ein- oder zwei lichte Momente in Führung bringen könnte. Das offensive Mittelfeld des FCB ist, genau wie übrigens die rechte Außenbahn, spielerisches Brachland.

Spieler wie Roque Santa Cruz, Owen Hargreaves und Ali Karimi in der Zentrale sowie Mark van Bommel und Hasan Salihamidzic auf dem rechten Flügel erfüllen die Anforderungen an diese Positionen bisher nur leidlich. Was sich Trainer Felix Magath bei seiner wöchentlichen Mannschaftsaufstellung denkt, wird wohl vorerst sein Geheimnis bleiben, denn ein Spielmacher wird Roque Santa Cruz in diesem Fußballerleben nicht mehr, Van Bommel ist eigentlich im zentralen Mittelfeld zuhause und Brazzo hat seinen Leistungszenit bereits schon einige Jahre hinter sich. Leider.

Bei einem Blick auf die Offensivalternativen im Kader könnte Magath einem aber auch fast schon Leid tun. Außer einem in Würde alternden (bald 36jährigen) Mehmet Scholl und einem jungen Spielmacher ohne jegliche Spielpraxis Julio dos Santos, bleibt da nur ein psychisch wie physisch anfälliger Sebastian Deisler.

Wie sollte sich so eine Mannschaft, fast gänzlich ohne Spielkultur, Torchancen herausspielen können, wenn der Gegner nur VfL Wolfsmauer, Aachener Steilwand oder Beton Bielefeld heißt? Durch Einsatz, Kampf und Motivation – genau das, was diese Mannschaft gegen die Weltauswahl von Inter Mailand gezeigt hat. Diese Motivation und Konzentration muss gerade in dieser schwierigen Saison des Umbruchs auch gegen die kleinen grauen Mäuse aus der Bundesliga gelingen. Dies der aktuellen Mannschaft einzuimpfen, ist momentan die essentielle Aufgabe des Trainers Felix Magath. Sollte er daran scheitern, wird ihn auch sein langfristiger Vertrag nicht vor dem Rausschmiss schützen.