Ein Stückchen bedeutender (als WM): EM2008

Vor einigen Tagen murmelte ich es bereits in meinem nicht vorhandenen Vollbart und wurde nur dann lauter damit, wenn ich direkt auf die EM 2008 angesprochen wurde. Jetzt, da der Kicker ebenfalls damit rauskommt, quasi als Legitimation für mich, kann ich es ja endlich schreiben: Für mich ist der EM-Titel um einiges wertvoller als der WM-Titel.

Das immense weltweite Interesse an der EM (z.B. übertragen ESPN, ESPN2, ESPN Classic und ABC abwechselnd live) bestätigt den hohen sportlichen Stellenwert der EM.

Aber das liegt vor allem daran, dass aufgrund der knappen 16 (15) Startplätze beim Turnier, keine Graupenkicker aus (manchmal) exotischen, aber dafür letztlich chancenlosen Ländern mitmischen dürfen. Versteht mich nicht falsch: Trinidad & Tobago, Costa Rica, Togo, Iran oder Saudi Arabien haben zweifelsohne die WM 2006 bereichert, allerdings in erster Linie nur atmosphärisch.

Nicht das so etwas Ähnliches in diesem Sommer den wilden Österreichern, Türken und Rumänen nicht zutrauen würde, allerdings heben sich letztere nicht nur aufgrund der besseren Qualität im Kader von den Graupen ab, sondern sind vor allem taktisch um Längen besser geschult.

Keiner der EM-Teilnehmer kann eine Partie auf die leichte Schulter nehmen, denn jeder der Gegner steht gut organisiert in der Rückwärtsbewegung und Abwehr. Daher darf man sich auf wenig spektakuläre, aber nicht weniger packende Abnutzungskämpfe freuen, bei denen es den Teams erst einmal darauf ankommen wird, kein Gegentor zuzulassen. Rehagels „kontrollierte Offensive“ wird also wieder die Runde machen, d.h. wenige Chancen und knappe Ergebnisse, dafür ausgeglichenere Begegnungen in einem Turnier in dem ohne „Losglück“- oder „Trainingsgegner“, gegen den man evtl. mal mit der zweiten Garnitur antreten kann. Sportlich steht für mich daher der Sieger dieses Turniers eine Nuance über dem Gewinner des Weltmeistertitels 2006 (1).

(1) Die Chancen dass der Weltmeister auch diesen Sommer mit einem Pokal nach Hause reist, stehen übrigens trotz „Todesgruppe“ nicht so schlecht. Denn wer die Gruppe C übersteht, dem ist alles zuzutrauen.