34. Spieltag: FC Bayern München – Hertha BSC Berlin 4:1 (3:0)

Abschied nehmen hieß es am Samstag und zwar nicht nur von Ottmar Hitzfeld und Oliver Kahn, sondern auch von Schiedsrichter Markus Merk, Jan Schlaudraff, dem Trainerstab und dieser Bundesligasaison 2007/2008. Natürlich bin ich etwas traurig, aber alles in allem bin ich froh, dass es vorbei ist.

Kahn Hier, Hitzfeld da… die Berichterstattung über den gleichzeitigen Abgang von zwei Großen der Bundesliga übertrat IMHO die Grenze zum Medienoverkill. Jetzt geht’s auf Asien-Reise bzw. in die EM-Vorbereitung und der ganze Pulverdampf der letzten Wochen und Monate kann sich legen, bevor Jürgen Klinsmann das Zepter übernimmt.

Eigentlich hätte man nach der tränen- und blumenreichen Verabschiedung von Oliver Kahn und Ottmar Hitzfeld vor Spielbeginn direkt zu Siegesfeier auf den Marienplatz gehen können, aber da waren ja noch 90 Minuten zu absolvieren. Hitzfelds Gefühlsausbruch fand ich rührend, da es zeigt, dass er – alle Kritik an ihm mal außen vor gelassen – wirklich mit ganzem Herzen bei der Sache FC Bayern war. Das gibt es nicht mehr oft im Profigeschäft. Danke dafür!

Da es auch für Hertha um nichts mehr ging, erwartete ich einen müden Durchschnittskick, aber Toni, Ribery und Co. wollten zum Abschied schon auf dem Platz mit den Feierlichkeiten beginnen. Hertha BSC, die sich sehr sympathisch mit einem Spruchband bei OK & OH verabschiedeten, hatten sich wohl entschieden, die Feierlichkeiten nicht zu verderben und ließen die Bayern nach Belieben wirbeln. Vielleicht war es ja auch die Berliner Vorfreude über die Fair-Play-Wertung des zu vergebenden UEFA-Pokal-Platzes, ob dem die Hauptstädter sich in vornehmer Zurückhaltung übten? Egal.

Toni mit seinen Treffern 22-24 Torschützenkönig der Bundesliga – und dazu noch Ribéry – sorgten für die sportlichen Highlights an diesem Nachmittag.

Siegerehrung auf Dailymotion

Emotionaler Höhepunkt war aber die Auswechslung von Oliver Kahn in der 88. Minute. Das hatte etwas von einer Übergabe a la „Ich habe meinen Job erledigt. Jetzt bist du dran!“. Schöne Geste (auch wenn ich nicht von Rensings Qualitäten überzeugt bin, aber das ist ein anderes Thema). Auch locker: Der Trikottausch des scheidenden Schiedsrichters Markus Merk mit Oliver Kahn, sowie die herzlichen Umarmungen.

Dazu noch die tolle Stimmung in der Allianz-Arena und Schabernack von Ribéry bei der Übergabe der Schale… Zusammen mit der langatmigen Warterei Meisterfeier inklusive der Meister-Präsentation, „Humba!“, dem unsäglichen Willy Astors „Olli/Ottmar wir lieben dich!“ und natürlich „We are the Champions!“ ein schöner und gelungener Saisonabschluss.

Wo war Willy Sagnol?

Die Präsentation der Meister-Bayern (1,2) nach dem 2:0 Sieg gegen Arminia Bielefeld war schön anzuschauen, schöner als so manche Passage im Spiel davor. Die drei Trophäen wurden aufgestellt und jeder einzelne Spieler wurde unter dem Applaus der Zuschauer, noch einmal auf das Spielfeld gerufen, untermalt mit mehr oder minder passender Musik (u.a. Tulpen aus Amsterdam für Mark Van Bommel…).

Jeder einzelne Spieler? Nicht ganz. Willy Sagnol war der einzige Bayern-Spieler, der sich bei den Feierlichkeiten nicht gezeigt hatte. Selbst Miroslav Klose, der nach der Operation am Nasenbein schlimmer aussah als Axel Schulz nach dem Klitschko-Kampf und das Phantom der Oper zusammen, war mit dabei (wobei ich mir nicht mehr sicher bin, ob er Name beim Einmarsch der deutschen Spieler von Stadionsprecher Stephan Lehmann namentlich genannt worden ist… egal! Ich habe ein Gespenst ihn gesichtet!).

Ganz schön peinlich für jemanden, der glaubt in der nächsten Saison die Kapitänsbinde tragen zu dürfen, oder? Aber wahrscheinlich erledigt sich das Thema von selbst, denn die Verhandlungen des Außenverteidigers mit Milan sollen angeblich weit fortgeschritten sein.

Bei mir ist Monsieur seit letzter Woche völlig unten durch. Denn Sätze wie z.B. „Die Milan-Bosse lassen seit sechs Jahren nicht locker und ich bin stolz auf diese Aufmerksamkeit“ lässt man nicht ohne feste Absicht in die Mikrofone fallen.

Merci & Adieu Willy!

PS: Die Präsentation der Meister-Bayern gibt es in aller Ausführlichkeit (ca. 15 mins) bei mir bei FCB.TV.

UEFA-CUP Rückspiel Halbfinale: Zenit St. Petersburg – FC Bayern München 4:0 (2:0)

Der Traum vom Triple ist geplatzt. Das 0:4 ist schon eine Schelle, deren Hall noch lange in unseren Ohren klingeln wird. Aber ich bin dabei sehr dankbar dass es so deutlich war und uns das Hadern mit dem Schicksal, den Linienrichtern und/oder dem Platzzustand erspart bleibt.

Zenit war gestern total abgewichst. Trotz weniger Ballbesitz und Torchancen zerlegten Sie uns in alle Einzelteile, dabei konnte man gestern sehen, wie sehr den Russen der Konterfußball liegt. Ruhig und konzentriert die gebotenen Chancen zu Ende gespielt. Respekt!

Personell stand die beste Mannschaft gegen Zenit auf dem Platz, St. Petersburg war zu großen Umstellungen gezwungen, aber taktisch waren sie perfekt von Advocaat eingestellt. Uns ist, wie so oft in der Saison, nichts eingefallen um gegen die (nach dem 1:0) im 4-5-1 stehenden Russen zum Torerfolg zu kommen. Ribery blieb mit seinen Dribblings hängen, Jansens Flanken waren miserabel und Lahm kam offensiv so gut wie gar nicht zur Geltung. Also gab es immer wieder den langen Hafer auf Luca Toni, der vorne alleine auf sich gestellt war. Klose wieder mal ein Totalausfall.

Aber er war ja nicht alleine: Bis auf Toni, Ribéry sowie -mit Abstrichen- Lucio, Demichelis und Kahn spielte der Rest unterirdisch. Die Außen waren bei den Gegenstößen von Dominguez und Fayzulin zu langsam und kamen nie in die Zweikämpfe. Gleiches galt auch für das zentrale Mittelfeld. Van Bommel, eigentlich der große Abräumer rund um den Mittelkreis wirkte wohl wegen einer mögliche Gelbsperre gehemmt und kam ständig zu spät. Generell wirkte die Mannschaft gegen die ausgeruhten Russen ausgelaugt. Kein Wunder in nach so vielen Spielen, trotzdem hätte da da mehr kommen müssen, vor allem was Einsatzwillen und Kampfgeist angeht.

Wir haben in den UEFA-Pokal Spielen einfach zu viel zugelassen. Ging ja schon schlimm los mit dem turbulenten und glücklichen 3:2 Sieg in Belgrad. Die zum Teil großen Probleme im Zweikampfverhalten, Raumaufteilung und Stellungsspiel und dazu die mangelnde Konzentration im Vergleich zu den Auftritten in der Bundesliga zeigen den weiten Graben zwischen uns und den europäischen-Top Klubs.

Die durchwachsenen Leistungen gegen die zweite Wahl der europäischen Klubs führen letzten Endes zu einer großen Frage: Was will man mit dem FC Bayern erreichen? Reicht es den Verantwortlichen, der nationalen Konkurrenz in der Regel zu enteilen, in 4 von 6 Jahren deutscher Meister zu werden und international auf schlechte Tage der Konkurrenz zu hoffen oder will man im nächsten Jahr in der Champions League und dann auch auf Dauer im Konzert der Großen mitmischen?

Gibt man sich mit ersterem zufrieden, reicht es den aktuellen Kader zusammenzuhalten und etwas an den Schwachstellen des Kaders (Sturm, Rechtes Mittelfeld) zu feilen. Schielt man aber nach größerem Ruhm und Ansehen, muss jede Position und jeder Spieler im Kader schonungslos taxiert, mit verfüg- und bezahlbarer Qualität auf dem Transfermarkt verglichen und bei Durchführbarkeit auch ausgetauscht werden. Insofern ist sogar ein größerer Umbruch als letztes Jahr möglich.

Alles in allem sind wir nur einen kleinen Schritt weiter, als nach der desolaten 1:4 Niederlage des FC Bayern München im Guiseppe-Meazza Stadion, gegen den AC Mailand im Achtelfinale der Champions League 2005/2006 oder nach 0:2 im letzten Jahr (wieder gegen Mailand): Nur mit Spielern die internationale Klasse besitzen lässt sich in Europa etwas erreichen. Davon haben wir wie gestern gesehen – bei allem Respekt für Zenit St. Petersburg – zu wenige im Kader.