Fehlpass #011 (Nur Probleme…)

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Folge elf unseres Podcasts ist verfügbar!

Themen:

  • Robert Enke
  • Wettskandal
  • Bundesliga 13. Spieltag
  • Großes Durcheinander beim FC Bayern (Alle schlecht, Toni heult…)
  • Hoeness geht, saegt aber an Van Gaals Stuhl
  • WM-Playoff Spiele / Thierry Henry

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34. Spieltag: FC Bayern München – Hertha BSC Berlin 4:1 (3:0)

Abschied nehmen hieß es am Samstag und zwar nicht nur von Ottmar Hitzfeld und Oliver Kahn, sondern auch von Schiedsrichter Markus Merk, Jan Schlaudraff, dem Trainerstab und dieser Bundesligasaison 2007/2008. Natürlich bin ich etwas traurig, aber alles in allem bin ich froh, dass es vorbei ist.

Kahn Hier, Hitzfeld da… die Berichterstattung über den gleichzeitigen Abgang von zwei Großen der Bundesliga übertrat IMHO die Grenze zum Medienoverkill. Jetzt geht’s auf Asien-Reise bzw. in die EM-Vorbereitung und der ganze Pulverdampf der letzten Wochen und Monate kann sich legen, bevor Jürgen Klinsmann das Zepter übernimmt.

Eigentlich hätte man nach der tränen- und blumenreichen Verabschiedung von Oliver Kahn und Ottmar Hitzfeld vor Spielbeginn direkt zu Siegesfeier auf den Marienplatz gehen können, aber da waren ja noch 90 Minuten zu absolvieren. Hitzfelds Gefühlsausbruch fand ich rührend, da es zeigt, dass er – alle Kritik an ihm mal außen vor gelassen – wirklich mit ganzem Herzen bei der Sache FC Bayern war. Das gibt es nicht mehr oft im Profigeschäft. Danke dafür!

Da es auch für Hertha um nichts mehr ging, erwartete ich einen müden Durchschnittskick, aber Toni, Ribery und Co. wollten zum Abschied schon auf dem Platz mit den Feierlichkeiten beginnen. Hertha BSC, die sich sehr sympathisch mit einem Spruchband bei OK & OH verabschiedeten, hatten sich wohl entschieden, die Feierlichkeiten nicht zu verderben und ließen die Bayern nach Belieben wirbeln. Vielleicht war es ja auch die Berliner Vorfreude über die Fair-Play-Wertung des zu vergebenden UEFA-Pokal-Platzes, ob dem die Hauptstädter sich in vornehmer Zurückhaltung übten? Egal.

Toni mit seinen Treffern 22-24 Torschützenkönig der Bundesliga – und dazu noch Ribéry – sorgten für die sportlichen Highlights an diesem Nachmittag.

Siegerehrung auf Dailymotion

Emotionaler Höhepunkt war aber die Auswechslung von Oliver Kahn in der 88. Minute. Das hatte etwas von einer Übergabe a la „Ich habe meinen Job erledigt. Jetzt bist du dran!“. Schöne Geste (auch wenn ich nicht von Rensings Qualitäten überzeugt bin, aber das ist ein anderes Thema). Auch locker: Der Trikottausch des scheidenden Schiedsrichters Markus Merk mit Oliver Kahn, sowie die herzlichen Umarmungen.

Dazu noch die tolle Stimmung in der Allianz-Arena und Schabernack von Ribéry bei der Übergabe der Schale… Zusammen mit der langatmigen Warterei Meisterfeier inklusive der Meister-Präsentation, „Humba!“, dem unsäglichen Willy Astors „Olli/Ottmar wir lieben dich!“ und natürlich „We are the Champions!“ ein schöner und gelungener Saisonabschluss.

Was Luca Toni nicht kann

Er ist eigentlich sein Gewicht in Gold wert: 16 Tore in der Bundesliga, 7 im UEFA-Cup und 3 Toren im DFB-Pokal – Luca Toni ist zur Zeit einer der gefährlichsten Angreifer im europäischen Fußball. Trotz seiner Größe von 1,94 m und seines tapsig wirkenden Bewegungsablaufes verfügt er über eine gute Schusstechnik und das Torjäger-Näschen, was ihn so oft an der richtigen Stelle stehen und/oder das richtige tun lässt. Zusammen mit seiner naturgegebenen körperlichen Robustheit ist er in seiner Effektivität der personifizierte Alptraum sämtlicher Abwehrreihen, insbesondere wenn Toni mit den Innenverteidigern in den Nahkampf geht.

Ausserhalb des Strafraums so harmlos wie ein Hoppelhäschen - Luca Toni
Je „grüner“ desto harmloser – Luca Toni

Doch außerhalb des Strafraumes verliert „Il Bomber„, wie der italienische Nationalstürmer in Anlehnung an Gerd Müller genannt wird, seinen Schrecken. Weicht Luca Toni auf die Flügel aus oder lässt sich ins Mittelfeld zurückfallen, macht er das Spiel langsam indem er auf dem Ball steht und einen Rückpass spielt. Man darf froh sein, wenn er den Ball nicht sofort verliert. Denn sobald seine Gegenspieler ihn gestellt haben, hat Toni nicht die Mittel um eine 1-gegen-1-Situation für sich zu entscheiden. Seinen Kontrahenten kann er auch nicht davonlaufen, da er nur einen schnellen Antritt besitzt, dann aber seiner Körpergröße und –Masse Tribut zollen muss.

Er weiß um seine Schwächen und versucht daher den Ball schnell wieder los zu werden, aber er tut das oft überhastet mit unpräzisen Pässen, die – falls Sie überhaupt bei seinen Mitspielern ankommen – meist nicht verwertbar sind. Oft verliert die Spielsituation an Gefahr und es muss, zurückgespielt bzw. neu aufgebaut werden.

Hat er mal vor dem Tor die Wahl zwischen Abspiel und Torschuss, wählt er zumeist letzteres, auch auf die Gefahr hin für einen Egoisten gehalten zu werden. Das ist zwar nicht kollegial aber der bisherige Erfolg in 20 Toren gibt ihm Recht. Solange er weiterhin die wichtigen Tore macht, darf ihn Hitzfeld ruhig am gegnerischen 11-Meter-Punkt anketten, oder ihn gegen eine unsichtbare Wand laufen lassen, ähnlich wie Lucio in der Abwehr.

Der Verein braucht einen eigensinnigen Knipser wie Luca Toni, damit am Saisonende einige Trophäen raus springen. Über die würden sich dann alle Mannschaftskollegen freuen – sogar wenn Sie nicht alle aus Gold wären.

20. Spieltag: Hannover 96 – FC Bayern München 0:3 (0:0)

Nach dem knappen Sieg in Rostock und zwei müden unentschieden gegen Werder Bremen und den FC Aberdeen schien es für den geübten Betrachter so, als ob der „große“ FC Bayern ohne Ribéry nur noch Normalmaß. Ohne Ideen, Tempo, und ohne jeglichen Spielwitz.

Der 3:0 Sieg in Hannover vom Sonntagabend war ein engagiertes, entschlossenes Statement gegen diese These. 20 Minuten lies man Ball und Gegner, der schnell aber dafür unpräzise unterwegs war, laufen, sah sich an was er zu bieten hatte – und das war an Offensivdrang und Einsatz mehr als in der gesamten Saison bisher, aber das ist ja bei fast allen Mannschaften so, wenn es gegen Bayern geht – um dann nach und nach das Spiel und den Gegner zu kontrollieren.

Typisch Bayern München

Was zu sehen war, war „typisch“ Bayern München, die Bayern der Prä-Ribéry Zeit: Nachdem sich der Gegner nach Leibeskräften müht, mit seinen stumpfen Waffen Eindruck beim Rekordmeister zu schinden (das Adjektiv eignet sich übrigens hervorragend für weitere Wortspiele im Zusammenhang mit einem ganz bestimmen hannoveraner Stürmer…), macht sich dieser irgendwann mal auf, souverän das Spiel zu bestimmen und den Ball nach vorne zu spielen.

Alle Tore auf Dailymotion

Die ersten zaghaften Versuche in Halbzeit zwei von Toni und Klose (Ja, er stand wirklich auf dem Platz!) vereitelte zwar 96-Torwarte Enke, konnte dann aber letztendlich doch nichts gegen den Hattrick von Toni ausrichten, der wieder den 3 Punkte Vorsprung vor Bremen bedeutete.

Mann des Spiel natürlich: Luca Toni. Mit dem ersten Hattrick seit 17 Jahren für den FC Bayern München bewies er erneut seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Schon toll anzuschauen, wie konzentriert er im Strafraum zum Ball geht.

Schweinsteiger besser als zuletzt, Altintop und van Bommel einsatzfreudig

Aufsteigende Form zeigte auch der zuletzt – auch von mir – stark kritisierte Schweinsteiger, durch seine beiden Torvorlagen. Weiter so und unbedingt gegen Aberdeen und den HSV nachlegen!

Weitere Aktivposten waren für mich van Bommel und Altintop. Ersterer das Mittelfeld für die Gegner zur No-Go-Area machte, bemühte sich der Türke das Offensivspiel über die rechte Seite zu beleben. Daumen hoch für dem Einsatz! Dagegen war der Auftritt von Klose und Sagnol erneut als Totalausfallx2 zu verzeichnen, aber glücklicherweise hatten ihre Schwächephasen keine Auswirkungen auf den Erfolg der Mannschaft. Hoffentlich fangen sich die beiden demnächst.

Ja, es schien in letzter Zeit wirklich so, als sei der gigantische FC Bayern München ohne seinen Taktgeber und Ballzauberer Franck Ribéry auf Normalmaß geschrumpft, aber dennoch ist die Mannschaft für einige Bundesligisten, dazu gehört unter anderem auch Hannover, eine andere Kragenweite.

Kurzsichtig hoch zwei

Trotz vieler Neueinkäufe ist alles beim FC Bayern alles beim alten geblieben, insbesondere die Kurzsichtigkeit der Handlungen von Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge. So musste sich erst Neueinkauf Luca Toni in einem Testspiel verletzen damit den Herren auffällt das ein bundesligatauglicher Stürmer im Kader fehlt.

Ich hätte nicht gedacht, dass sicher der Verkauf Makaays schon vor dem Saisonstart bemerkbar machen würde :->

Natürlich sind es nur 10 Tage Trainingspause für Toni, allerdings hat der aufgrund seiner Fuss-Operation seit März nicht mehr richtig trainieren können und ist meilenweilt davon entfernt in guter körperlicher Verfassung zu sein.

Die Alternative Lukas Podolski befindet sich aufgrund seiner Probleme mit dem linken Knie im Aufbauprogramm und wird bestenfalls in 4 Wochen auf dem Rasen zu bewundern sein. Alternative Zwei, Jan Schlaudraff braucht aufgrund seiner Rückenbeschwerden mindestens genauso lange. Der Fünfte im Bunde, Roque Santa Cruz geniesst noch seinen Urlaub nach der Copa und ist auf dem Sprung zu einem der Istanbuler Clubs (Besiktas, Galatasaray oder Fenerbahce) bzw. bei Betis Sevilla und bei Manchester City ein Thema, das sich hoffentlich bald von selbst erledigen wird.

Bleibt also noch Sandro Wagner als Stürmer Nummer zwei neben Miroslav Klose, aber ob er die Lücke zumindest teilweise füllen kann, darf bezweifelt werden.

Klar, so drei verletzte Stürmer auf einmal sind schon echtes Pech, allerdings passieren nunmal solche Dinge im Fussball. Man darf gespannt sein, ob Ottmar Hitzfeld bis zur Genesung von Luca Toni sein System auf 4-5-1 umstellen oder Wagner bzw. einem anderen Spieler aus der 2. Mannschaft eine Chance geben wird.

Luca Toni, Franck Ribéry und wer sonst noch?

Morgen um 17.00 Uhr soll die seit Wochen angekündigte Pressekonferenz des FC Bayern München stattfinden.
Zusätzlich zu Luca Toni soll morgen auch noch allem Anschein nach Franck Ribery präsentiert werden, wie Focus Online heute meldet:

„Es gibt nur noch ein paar Details zu klären. Aber der Transfer wird wahrscheinlich morgen (am Mittwoch, die Red.) perfekt gemacht, und Ribery reist am Donnerstag nach München, um den Medizincheck zu machen und seinen Vertrag zu unterschreiben“, sagte „OM“-Präsident Pape Diouf der L’Equipe.

Gerüchteweise soll neben den oben genannten Spielern noch ein dritter Spieler präsentiert werden. Ob es sich bei dem dritten Mann doch um Miroslav Klose oder „nur“ um Khalid Boulahrouz handelt, darf also weiterhin kräftig spekuliert werden.

Morgen abend um 17.00 Uhr sind wir alle hoffentlich um einiges schlauer :-)

Alles Toni? – Eine Frage des (neuen?) Systems

Bei Bayern bewegt sich etwas: Nach Sosa, Altintop, Schlaudraff und Marcell Jansen kommt Luca Toni als 5. Neuzugang für die neuen Saison 2007/2008. Alles Welt fragt sich: Wer kommt als nächstes? Toni-Kollege und ehemaliger Hamburger Thomas Ujfalusi? Oder doch Queresma oder Ribery?

Bleiben wir bei den Fakten – Luca Toni kommt für 11 Mio Ablöse. Mit Blick auf die vergangene und kommende Saison stellt sich jedoch die Frage: Ist der Kauf eines neuen Mittelstürmers die Lösung für das schlechte Bayern-Spiel? Lasst uns ein wenig in die Glaskugel schauen…

Ein Makaay in durchschnittlicher Form hat in dieser Saison insgesamt 16 Tore gemacht und das nicht _mit_ sondern _trotz_ der tollen Unterstützung aus dem Mittelfeld. Er hat, genau wie seine anderen Sturmkollegen Podolski und Pizarro, immens unter der Einfallslosigkeit des Mittelfelds gelitten und wurde selten gut eingesetzt oder bekam saubere Vorlagen, sondern musste sich sehr oft selbst ins Mittelfeld zurückfallen lassen um _überhaupt_ mal Bälle zu bekommen. Unter Magath probierte sich der gelernte Stürmer sogar als Spielmacher, da sonst niemand beim FC Bayern diese Aufgabe übernehmen wollte.

Und genau das ist das erste große Problem des Rekordmeisters: Das offensive Mittelfeld. Weder Roque Santa Cruz, noch Ali Karimi, Bastian Schweinsteiger oder Dos Santos konnten die Position vorne in der Raute effizient ausfüllen. Damit ist man als Stürmer schon einmal schwer im Nachteil, denn wer außer dem Mittelfeld kann einen schon mit Vorlagen füttern? Daher fielen in dieser Saison auch nur 55 Tore für den FC Bayern, während es in den letzten 4 Ballack- Jahren meist um die 70 Tore waren.

Die theoretischen Alternativen namens Sebastian Deisler und Mehmet Scholl waren in Wirklichkeit keine. Mark van Bommel kam als Heilsbringer aus Barcelona und stellte sich schnell als „Sechser“ statt als „Zehner“ heraus.

Zweites großes Problem: Die Abwehr. Ja, auch beim Anblick eines vom Namen her stark besetzten Abwehrverbundes mit Lahm, Lucio, van Buyten und Sagnol konnte einem Angst und Bange werden. Lucio und van Buyten – das funktioniert nicht wirklich. Kaum hatte sich einer der beiden Mal auf Normalform eingespielt, leistete sich der andere einen richtig schlechten Tag. Die Stürmer der Liga bekam dies natürlich auch zugetragen und so rannten sie in dieser Spielzeit erstaunlich respektlos in den Bayern Strafraum. Auch die Außen über Lahm und Sagnol überzeugten nicht in dieser Saison. Willy „Ich flank dann mal ins Nichts…“ Sagnol weiß offensichtlich noch nicht, wen er wie anspielen sollte, wobei man ihm in der Defensive nicht viel vorwerfen kann. Sein gegenüber Phillip Lahm sollte sich dringend einige neue Laufwege und Finten, am besten einen echten Linksfuss zulegen. Das dachten sich wohl auch die Bayern-Verantwortlichen und verpflichteten einen: Marcell Jansen. Endlich!

Aber zurück zu Eingangsfrage: Ist der Kauf von Luca Toni die Lösung für das schlechte Bayern Spiel? Um das beantworten zu können, muss man das Spielsystem in der nächsten Saison hinterfragen. Betrachtet man die bisherigen Einkäufe Sosa, Jansen, Altintop, Schlaudraff, sowie die mögliche Kandidaten Robben, Klose sowie die Geister Queresma und Ribery zusammen mit den als sicher geltenden Abgängen von Pizarro und Santa Cruz, so hat es den Anschein das Bayern den Worten von Paul Breitner folgend keinen echten „Zehner“ besetzen will. Sinn machen würde ein 442 mit aktiven Außenpositionen und zwei zentralen Mittelfeldspielern. Für dieses System wäre ein kopfballstarker Strafraumstürmer wie Luca Toni zusammen mit einem Podolski als schnellem (hängendem) Stürmer eine große Verstärkung, nach der sich jeder Fußballtrainer die Hände reiben würde. Sollte allerdings wirklich noch Klose kommen, gibt es ein Problem mit Makaay, denn jeder von denen wird regelmäßig spielen wollen. Also entweder wieder die Hitzfeld-Rotation einführen oder Roy Makaay schweren Herzens verkaufen?

Zusammengefasst: Luca Toni ist eine sinnvolle Verpflichtung, wenn Hitzfeld wirklich beabsichtigt oben erwähntes 442 spielen zu lassen. Trotzdem fehlt es an der Kreativität im Mittelfeld. Und egal ob jetzt Klose, Podolski oder Toni nächste Saison im Sturm des FC Bayern auflaufen: Alleine kann keiner von denen die Tore nicht schießen.