23. Spieltag: FC Bayern München – Karlsruher SC 2:0 (1:0)

Mein Verhältnis zum KSC lies sich in wenigen Worten beschreiben: Ich mochte ihn nicht – und das als echter Badener! Selbst die Sternstunde der Karlsruher gegen Valencia im Uefa-Cup 1993 hat bei mir keine nachhaltigen Sympathien hinterlassen. Warum das so war, kann ich bis heute nicht erklären. Vielleicht war es nur der Neid auf die vielen Freunde und Kollegen, die zu den Heimspielen ihres Vereins nur 20km zu fahren hatten, während ich als Jugendlicher die nahezu unüberwindbare Distanz von ca. 300km zum Olympiastadion in München hatte… ;-)

Heute dagegen entwickle ich offenkundig Symphathien für den Aufsteiger – und das nicht um gönnerhaft zu tun – sondern um den erfolgreichen Fussball, den Ede Becker mit bescheidenen Mitteln spielen lässt, anzuerkennen.

Das Spiel begann trotz fünf Umstellungen von Hitzfeld schleppend. Das Mittelfeld war zwar von Beginn an in Bewegung, jedoch fanden die Positionswechsel viel zu langsam statt – kein Problem für die defensiv gut aufgestellten Karlsruher. Erst mitte der 1. Halbzeit bekam Bayern mehr Spielanteile und kam auch zu einigen Chancen, die der gute KSC-Torwart Miller noch abwehren konnte.

Alle Tore auf DailyMotion

Beim 1:0 durch Luca Toni war aber auch er machtlos. Nach einen Zuspiel von Lell, verschafft sich der Italiener gerade genügend Freiraum um sich einmal um seinen Bewacher Mike Franz zu drehen und dann einzunetzen. Nach der verdienten Führung ging es dann auch in die Pause.

Der KSC kam engagierter aus den Kabinen und bemühte sich offensiver als in der ersten Hälfte zu spielen, allerdings ohne wirklich gefährlich vor das Bayern-Tor zu kommen. Nach dem tollen Ribéry-Solo auf 2:0 war das Spiel dann gelaufen, in dem es gegen Ende noch einige Gelegenheiten für die Hausherren zum 3:0 gab, die allerdings nicht mehr genutzt wurden. Der KSC kam nur noch einmal durch Hajnal zu einer Torchance.

Der souveräne Sieg gegen Karlsruhe verschafft den Bayern zwar einen komfortablen 7-Punkte-Vorsprung auf Platz 2/Werder Bremen, allerdings ist die Messe, was die deutsche Meisterschaft angeht, noch lange nicht gelesen. Die nächsten englischen Wochen werden strapaziös für die Mannschaft werden. Hitzfeld tut gut sich seines gesamten Kaders zu bedienen, um Spieler wieder zu Kräften kommen zu lassen, ohne in eine Zwickmühle wie in der Hinrunde zu geraten.

Apropos Teufelskreis als Zwickmühle: Allem Anschein nach wird es beim KSC in der nächsten Saison zu einem wahrnehmbaren Verlust an Spielkultur kommen. Trainer und Manager müssen aufpassen, daß nach dem Abgang von Hajnal (Dortmund) und Eggimann (Hannover95+1), der Kader nicht gänzlich ausgehöhlt wird. Die Begehrlichkeiten hat man durch die vielen guten Auftritte in dieser Saison selbst geweckt.

UEFA-CUP: Hinspiel RSC Anderlecht – FC Bayern München 0:5 (0:2)

„Das wir eine ganz enge Kiste heute für Bayern!“ meinte noch mein Kollege Holger eine Stunde vor dem Anpfiff des Hinspiels im UEFA-CUP-Achtelfinales in Anderlecht. „Nö, das wird eher eine ganz klare Sache!“ antwortete ich, auch ohne tiefergehende Kenntnisse des belgischen Fussballs, die sich mit der Aufzählung von Jean-Marie Pfaff, Enzo Scifo, Daniel van Buyten und Vincent Kompany auch ziemlich erschöpfen.

Alles andere als erschöpft, ist wohl der FC Bayern nach dem überzeugenden 5:0 Auswärtssieg (!) beim belgischen Rekordmeister. Denn nur eine viertelstunde lang zeigten die Belgier so etwas ähnliches wie Engagement und schafften als Krönung einen Schuss an den Pfosten von Rensings Tor. Damit endeten allerdings die Bemühungen der Hausherren, die alles in allem einfach zu harmlos und ohne Einsatzfreude auftraten.

Alle Tore auf Dailymotion

Die ersten 20 Minuten liefs trotz dem 1:0 durch den Gewaltschuss von Altintop etwas hakelig, die Belgier kamen besser aus den Startlöchern und wirkten agiler. Danach übernahmen die Bayern die Kontrolle und spielten ruhig und souverän nach vorne. Luca Toni gelang es, sich mit der gesamten Abwehr und den Zuschauern anzulegen. Während die Zuschauer sich nur mit Pfiffen revanchieren konnten, gingen die Belgier in den Nahkampf – und ihm somit auf den Leim – Resultat war eine Gelb-Rote für Wasilewski kurz vor Ende der ersten Halbzeit. Toni selbst kassierte zwar auch eine Gelbe und ist somit für das Rückspiel gesperrt, aber beim dem Endergebnis – so what? Er verabschiedete sich trocken mit dem 2:0 nach eine Flanke von Lahm nur Sekunden vor dem Halbzeitpfiff.

In der zweiten Halbzeit kam für ihm Klose und auch Schweinsteiger machte Platz für den anfangs geschonten Ribéry. Der Franzose war glänzend aufgelegt und sorgte wieder für mehr Zug nach vorne. Nach einem Konter bediente er Podolski und zehn Minuten später Klose zur endgültigen Entscheidung.

Anderlecht stellte ob solcher Dominanz und Überlegenheit den Spielbetrieb beinahe gänzlich ein und tat nur noch das nötigste zur Schadensbegrenzung, Bayern spielte locker die Zeit runter und versuchte einige schön anzuschauende Kombinationen, allerdings ohne die allerletzte Konsequenz im Abschluss zu suchen – bei dem Spielstand allerdings auch nur allzu verständlich.

Franck Ribérys direkter Freistosstreffer zum 5:0 kurz vor Schluss, war krönender Schlusspunkt einer tadelosen Vorstellung im Uefa-Cup, die bei etwas konsequenterer Chancenverwertung noch etwas höher hätte ausfallen können.

Mal schauen, was mein Kollege morgen zu dem Ergebnis sagt. Bestimmt hatte er mit der „engen Kiste“ das Spiel seines Hamburger SV in Leverkusen gemeint. Ganz sicher.